Messolonghi Die Stadt Messolonghi und Schöfflisdorf sind seit 1991 Partnerstädte. Als Zeichen weisen an den Dorfeingängen von Schöfflisdorf zwei Tafeln (bei den Ortseingangstafeln) darauf hin. Wie ist diese Partnerschaft entstanden, wie wird sie gepflegt und gelebt?
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Johann Jakob Meyer aus Schöfflisdorf Als berühmtester Schöfflisdorfer gilt der Griechenfreund Johann Jakob Meyer. Er wurde am 30. Dezember 1798 in Zürich geboren, wo der zur Linie der „Sennen“ gehörende Vater, Dr. Johannes Meyer, den Beruf eines Arztes ausübte. Sein Sohn bildete sich zum Apotheker aus, führte dann aber eine Zeitlang ein recht unstetes Leben. Er weilte in Paris und Frauenfeld und studierte zu Freiburg im Breisgau während eines halben Jahres Medizin, wobei er mehr Schulden als Fortschritte machte. In Elgg erwarb er bei seinem dorthin gezogenen Vater noch etliche Grundbegriffe der Heilkunst und wurde fortan Doktor genannt. Im Frühling 1821 brach dann in Griechenland ein gegen die türkische Gewaltherrschaft geführter Freiheitskampf aus, und es entsprach der Abenteuerlust Meyers, dass er sich sofort den vielen Griechenfreunden aus halb Europa anschloss und nach dem Kriegsschauplatz reiste. Sein Standort war die etwa 10 000 Einwohner zählende Hafenstadt Missolonghi. Dort raffte er sich mitten im grössten Elend zu einer ernsthafteren Lebensführung auf und fand endlich eine ihm zusagende Arbeit. Zuerst liess er mit Hilfe der Behörden das Spital erweitern und besser einrichten. Dann wirkte er massgebend dabei mit, dass überall Geld zur Unterstützung der Griechen gesammelt wurde. Ihren Widerstandswillen steigerte Meyer als freiheitsliebender Schweizer auch durch die Presse, womit er das dortige Zeitungswesen begründete. Um die Stadt herum erstellte man starke Festungswerke; eines davon erhielt den Namen „Wilhelm Tell“. Dann kamen aber die mohammedanischen Ägypter ihren türkischen Glaubensgenossen zu Hilfe, so dass die Lage der eingekreisten Griechen immer misslicher wurde. Am 23. April 1826 entschlossen sie sich zu einem Ausfall, um die Linien der Gegner zu durchbrechen und die hungernde Zivilbevölkerung in Sicherheit zu bringen. In diesem Verzweiflungskampf stand dann Meyer als Offizier an der Spitze einer Truppe und fiel mit ihr als ein Held. Dann drangen die Feinde in die Stadt ein und wüteten unter den christlichen Bewohnern in grauenhafter Weise. Auch wenn dieser Aufstand missglückt war, galt er doch als erste einer Reihe weiterer Massnahmen, die Griechenland anno 1830 von der türkischen Herrschaft befreiten und dass dabei ein „Elvetos“ mitgewirkt hatte, vergassen die Bürger von Messolonghi nie. Als sie 100 Jahre später das Jubiläum jenes Kampfes begingen, gaben sie über diesen Schöfflisdorfer eine Volksschrift heraus, benannten eine Strasse nach seinem Namen und erstellten in ihrer Begeisterung zwei Denkmäler. Das eine, das für alle Gefallenen gilt, befindet sich im „Park der Helden“, das andere für Meyer allein in der Nähe des Hafens. Es wurde im Herbst 1960 erneuert, woran die Schweizer Eidgenossenschaft Fr. 500.- beisteuerte. Gleich viel spendete der hiesige Gemeinderat zur nachträglichen Würdigung eines früher in weiten Kreisen angesehenen Schöfflisdorfers. Exodusfeier Jeweils anfangs April finden jedes Jahr während etwa 2 Wochen die Exodusfeierlichkeiten statt. Den Höhepunkt bilden die Prozessionen am Wochenende vor den griechisch-orthodoxen Ostern. An diesen Feierlichkeiten nehmen höchste Würdenträger aus der Kirche sowie die höchsten Offiziere der Land-, See- und Luftarmeen teil. Hohe Politiker, Minister und sogar der griechische Staatspräsident reisen für diesen Anlass nach Messolonghi. Am Samstagmorgen ist Empfang beim Bürgermeister. Neben den Botschaftern, zum Beispiel aus Australien, Finnland, Italien und der Schweiz, wird auch der „Bürgermeister“ (bei uns der Gemeindepräsident) aus Schöfflisdorf offiziell empfangen. Anschliessend legen diese Gäste sowie Vertreter des Militärs beim Philhellenendenkmal im Heldenpark ihre Kränze nieder. Dies geschieht im Zeichen der Ehrerbietung an die gefallenen Helden. Dieselbe Zeremonie findet anschliessend am Denkmal von Johann Jakob Meyer statt. Das Ertönen der Schweizer Landeshymne bildet den Abschluss. Der Abend beginnt mit dem Gottesdienst in der Kathedrale der Stadt. Anschliessend zieht die Prozession durch die Stadt. An diesem Zug nehmen traditionell gekleidete Gruppen und Musikvereine aus ganz Griechenland teil. Der Zug dauert etwa 2 Stunden und endet im Heldenpark beim Heldengrab, wo wiederum offiziell die Kränze niedergelegt werden. Der Sonntag beginnt mit der Begrüssung des griechischen Staatspräsidenten und den üblichen Ansprachen und Reden. Nach dem Gottesdienst findet der Festzug in ähnlicher Form wie am Samstag statt. Diesmal legt der Staatspräsident einen Kranz am Heldengrab nieder. Diese Feierlichkeiten sind als Exodus bekannt und finden in ganz Griechenland grosse Beachtung. Der Exodus in Messolonghi ist einer der wichtigsten Anlässe in Griechenland. Damit gedenkt man der Belagerung durch die Türken vor fast 200 Jahren und der Freiheitskämpfe sowie der Toten und Helden dieser Kämpfe. Weil Johann Jakob Meyer aus Schöfflisdorf als Offizier im Jahr 1826 den Heldentod starb, nimmt Schöfflisdorf eine wichtige Rolle bei den Feierlichkeiten ein. Sie möchten mehr über Messolonghi und Johann Jakob Meyer erfahren? Die nachstehenden Links beinhalten weitere Angaben: Wikipediaeintrag über Messolonghi Wikipediaeintrag über Johann Jakob Meyer |